Am letzten Wochenende im September war es wieder soweit: Vom 27.09. - 29.09. 2024 fand zum siebten Mal das Rossfeldrennen vor der grandiosen Kulisse der Berchtesgadener Alpen statt. Über 150 historische Sport-, Touren-, Renn- und Formelwagen sowie über 20 Motorräder (überwiegend Vorkriegsmodelle) waren auf der sechs Kilometer langen Bergstrecke mit 548 Höhenmetern in sechs Durchgängen unterwegs. Dazu kamen noch 20 Oldtimerbusse, die sich wie bereits in den Jahren zuvor, wieder als echte Publikumslieblinge erwiesen haben.
Auch in diesem Jahr konnte der Edelweiss Bergpreis Rossfeld Berchtesgaden wieder mit einer Reihe prominenter Teilnehmer aufwarten. Das höchst interessante Sonderthema auf dem Roßfeld war diesmal die „Rennwagen der Familie Stuck“. Im Fokus stand dabei der originalgetreue Nachbau des Auto Union Typ C aus dem Jahr 1936, mit dem Stuck Senior 1936/37 Grand-Prix-Rennen bestritt und dabei in neun Läufen vier Podestplätze erreichte. 1938 gewann Stuck mit diesem Wagen auch den Großen Bergpreis auf dem Großglockner. Das zweite Fahrzeug das „Strietzel“ Stuck an diesem Wochenende pilotierte, war kein geringeres als der Audi V8 mit dem er 1990 die DTM (Deutsche Tourenwagen Meisterschaft) gewann.
Des Weiteren war der Berg-Europameister von 1967, der im Juni 80 Jahre alt gewordene Rudi Lins, in einem Porsche 906/Carrera 6 am Start. „Das ist mein Rossfeldauto von 1967. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal die Gelegenheit bekomme, dieses Auto hier zu fahren. Ich habe viele positive Erinnerungen an diese Zeit“, erklärte der Bludenzer im Rahmen eines Pressegesprächs im Hans-Peter Porsche Traumwerk, das sowohl Premiumpartner des Rossfeldrennens als auch des ersten Legends Grand Prix auf dem Salzburgring (2. bis 5. Oktober 2025) ist. „Hinauf aufs Rossfeld ist durch die schnellen Kurven immer ein tolles Erlebnis. Leider konnte ich hier nie gewinnen. Zwei Mal schied ich mit Defekten aus, und bei den anderen Rennen war mein Porsche-Kollege Sepp Greger etwas schneller“, erzählte Lins weiter, der von 1965 bis 1968 hier teilnahm – ehe er sich von den Bergen verabschiedete und ab 1969 Rundstreckenrennen bestritt, mit einem dritten Platz 1970 in Le Mans im Martini-Porsche 908 als Höhepunkt mit Teampartner Helmut Marko.
Ex-Formel-1-Pilot Jochen Mass war in einem Porsche 356 A Carrera GS/GT Speedster aus dem Hans-Peter Porsche Traumwerk unterwegs. Gerne erinnert er sich an die Zeit Anfang der 1970er, als er hier antrat: „Ich fuhr erstmals 1971 auf dem Rossfeld, das erste Mal in einem Monoposto, einem Formel Super V. Historische Veranstaltungen sind keine Verpflichtung, sondern sie machen einfach Spaß. Die Fans wollen dich sehen, das ist eine wunderschöne Sache. Ich finde, die Begeisterung für historische Automobile ist hier auf dem Rossfeld besonders ausgeprägt. Dass das Rossfeld anders ist als andere Bewerbe dieser Art, liegt wohl auch an der Schönheit der Natur. Mass, der einen Tag nach dem Rennen seinen 78. Geburtstag feierte, gab auch zu, dass er bisher etwas versäumt hat: „Ich wollte schon öfters das Hans-Peter Porsche Traumwerk in Anger besuchen. Ich muss das ehebaldigst einmal nachholen.“
Für Stig Blomqvist brachte Audi Tradition den Audi Quattro A2 nach Berchtesgaden. Zum zweiten Mal war der Rallye-Weltmeister von 1984 mit dabei: „Achim Althammer lud mich wie vor zwei Jahren ein, da habe ich sofort zugesagt. Es ist eine wunderbare Veranstaltung“, sagte der Quattro-Treiber. Tourenwagen-Legende Prinz Leopold von Bayern pilotierte einen BMW 3.0 CSL, der zu hundert Prozent mit E-Fuels betrieben wird. „Wir haben uns mit dem Royal Bobsleigh Automobilclub auf die Fahnen geschrieben, CO2-neutral zu fahren. Auf der Rennstrecke sind wir damit auch Vorreiter für die Straße“, erklärte „Poldi“.
Von 1958 (mit Unterbrechungen) bis 1977 war das Rossfeldrennen die größte und faszinierendste Veranstaltung in Berchtesgaden und lockte in Spitzenzeiten bis zu 30.000 Besucher am Renntag auf das Rossfeld. 2011 startete Achim Althammer mit den Planungen für eine Neuauflage - als Benefiz-Veranstaltung zu Gunsten der Lebenshilfe BGL und bis heute wurde sie mit Hilfe von hunderten ehrenamtlichen Helfern sieben Mal durchgeführt. Corona wirbelte alles durcheinander und nicht nur die Kosten explodierten, auch das Zuschauerverhalten änderte sich massiv. Alles zusammen bestärkte Althammer in seinem Entschluss, den Edelweiss-Bergpreis 2024 zum letzten Mal zu organisieren.
Er führte weiter aus, dass er neben der Edelweiss Classic, die abwechselnd mit dem Rossfeldrennen stattfindet und dem neuen Legend Grand Prix auf dem Salzburgring aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen die Veranstaltung nicht mehr durchführen kann. Doch die traditionsreichste Motorsportveranstaltung in den Alpen schreibt ihre Erfolgsgeschichte fort: Der legendäre Edelweiß-Bergpreis wird auch nach dem Rückzug des langjährigen Organisators weitergeführt. Mit Gernot Portenkirchner steht bereits ein versierter Nachfolger in den Startlöchern. Die motorsportliche Zeitreise zu den historischen Salzberg- und Rossfeldrennen war auf jeden Fall auch in diesem Jahr für alle Besucher wieder ein unvergessliches Erlebnis und findet zur Freude aller Motorsportliebhaber vom 19. bis 21. Juni 2026 ihre Fortsetzung.
Eigentlich ist jeder, der beim Edelweiß-Bergpreis mitfährt, ein Gewinner. Erstens hat er die Möglichkeit, sein Fahrzeug auf einer historischen Bergrennstrecke zu präsentieren und zweitens unterstützt er damit den wohltätigen Charakter des Edelweiß-Bergpreises.
Da der Edelweiß-Bergpreis kein Rennen ist,gibt es auch keine Zeitenwertung! Bewertet werden Kriterien wie Originalität und Geschichte des Fahrzeuges und auch der Gesamtauftritt von Fahrzeug und Besatzung.
Als Klassensieger wurden am Sonntagabend in Berchtesgaden folgende Teilnehmer geehrt:
Gesamtsieger
1 Platz: Rudi Lins, Porsche 906 (Nr. 86)
2. Platz: May-Collection, BMW 700 RS (Nr. 85)
3. Platz: Jürgen Rädlein, Wartburg-Melkus Formel Junior Typ 59 (Nr. 47)
Klasse I
(bis Baujahr 1964): Jürgen Rädlein (Wartburg-Melkus Formel Junior/1959) vor Joachim Drews (Drews-DKW Spyder/1956) und Detlef Fuchs (Auto Union-DKW F2/1934)
Klasse II
(ab 1964): Rudi Lins (Porsche 906/1966) vor Hans Clausecker (Porsche 914-6/1971) und Niklas Viehof (Ferrari 275 GTB/1965).
Klasse III
(Stuck-Autos): Hans-Joachim Stuck (Auto Union C/1936) vor May Collection (BMW 700 RS/1961) und Florian Engel (BMW 700/1962)
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