Über das Rossfeldrennen wurde bereits in den Kindheitstagen von Jürgen Rädlein in der Familie immer wieder gesprochen. Kein Wunder - ist sein Vater, Frieder Rädlein - doch schon in den Jahren 1959 bis 1961 in Berchtesgaden am Start gewesen. Im Jahr 1959 an der Seite von Heinz Melkus, in den Folgejahren dann selbst hinter dem Lenkrad des Melkus Wartburg Formel Junior Typ 59.
Ab 1958 war das Rennen auf der Rossfeldstraße bei Berchtesgaden ein internationaler Wettbewerb für Tourenwagen, Grand-Tourisme-Fahrzeuge sowie Sport- und Formel Junior-Wagen gewesen, ab 1961 wurde es dann als Lauf zur Europa-Bergmeisterschaft gewertet. Der eiserne Vorhang verhinderte ab 1962 weitere Teilnahmen an diesem einzigartigen Rennen für Frieder Rädlein, doch seine Gedanken an das Rossfeld waren immer mit positiven Erinnerungen verbunden. Als die Mauer fiel, sagt Jürgen Rädlein, war deshalb Papas erster Wunsch: " Ich möchte nach Berchtesgaden auf die Rossfeld Höhenstraße". Gesagt, getan.
Die Beiden versuchten vor Ort die Kurven zu finden auf denen Frieder Rädlein mit seinem Melkus Formel Junior auf Bildern aus der damaligen Zeit zu sehen war und Jürgen war überwältigt vom Alpenpanorama und den Erzählungen seines Vaters. Und jetzt, nach weiteren 30 Jahren schloss sich beim Rossfeldrennen 2024 der Kreis. Vom 27.09. - 29.09. war Jürgen Rädlein mit dem Melkus Wartburg Typ 59 - es handelt sich hierbei um ein Einzelstück - wieder am Start. Der Typ 59 ist übrigens der erste von Heinz Melkus entwickelte und bis zur letzten Schraube umgesetzte Rennwagen. Bei allen vorherigen Fahrzeugen handelte es sich nur um umgebaute oder verbesserte Rennwagen anderer Hersteller. Da die damalige Formel 3 (Kleinstrennwagen bis 500 ccm) auslief und durch die neue Formel Junior bis 1000 ccm ersetzt wurde, entwickelte Melkus den Formel Junior Typ 59. In einer Sonderwertung der alten Formel 3 ist er damit auch selbst gestartet. Da er die Startnummer 81 besaß, hat man bei den neuen Fahrzeugen der Formel Junior einfach eine 1 davor gesetzt. Der Typ 59 ist zu 85 % im Original- Zustand. Lediglich die Karosserie war stark beschädigt und musste restauriert werden. Er besitzt den Original-Motor aus dem Wartburg 311 mit 900 ccm, welcher aber um die Möglichkeiten damals optimal auszunutzen auf 998 ccm aufgebohrt ist. Auch das Getriebe ist im Original-Zustand und besitzt noch nicht die Stützlager am Differenzial. Nur der Tank, welcher sich früher im Heck des Autos befand, wurde ersetzt.
In meiner 45-jährigen Motorsportvergangenheit habe ich schon viele Veranstaltungen erlebt, doch das Rossfeldrennen war für mich das absolute Highlight, sagt Jürgen Rädlein. Alle 6 Läufe die sechs Kilometer lange Bergstrecke hinauf, waren etwas ganz Besonderes für mich. Die letzte Rückführung vom Berg am Sonntag Nachmittag, die Leute erhoben sich von ihren Plätzen und es gab Beifall. Dieses Gefühl kann man nicht beschreiben. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Und die absolute Krönung dieses Wochenendes erfolgte am Sonntag Abend bei der Siegerehrung im Hotel Edelweiss Berchtesgaden. Der Melkus Wartburg Formel Junior Typ 59 belegte Platz 1 bei den Fahrzeugen der Klasse 1 und Platz 3 unter allen Teilnehmern. Wir waren die glücklichsten Menschen die man sich vorstellen kann, sagt Jürgen. Ich denke es ist auch eine nachträgliche Ehrung für unseren großen Heinz Melkus und sein Team, die in einer sehr schwierigen Zeit große Ziele verwirklichten und Rennwagen geschaffen haben, die damals schon konkurrenzfähig waren und sich bis heute noch mit Anderen messen können, führt er weiter aus. Ich verneige mich tief vor dieser Leistung. Ein riesengroßes Dankeschön an dieser Stelle auch an Achim Althammer und sein Team, die diese außergewöhnliche Veranstaltung ermöglicht haben.
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