Lamborghini Miura P400 von Bertone

Der Lamborghini Miura gilt als Ikone der Automobilkunst und -technik. Konzipiert von einer Gruppe visionärer Ingenieure, die nach Feierabend im Werk des Unternehmens in Sant'Agata Bolognese schufteten, entwickelte sich der Miura zu einer revolutionären Kraft im Sportwagendesign. Eingehüllt in eine Karosserie, die Marcello Gandini, damals ein gerade einmal 22-jähriges Wunderkind bei Carrozzeria Bertone, entworfen hatte, war das Design des Miura geradezu spektakulär. Der Name des Miura greift Lamborghinis Vorliebe für Stierkampfthemen auf und ist eine Hommage an die legendäre spanische Ranch, die für die Zucht der wildesten Kampfstiere bekannt ist. Die Türen des Autos, die so geformt sind, dass sie im vollständig geöffneten Zustand an Bullenhörner erinnern und seine sinnlichen Kurven, die durch Scheinwerfer betont werden, die an weibliche Wimpern erinnern, erzeugen einen eindrucksvollen Kontrast zwischen Aggressivität und Eleganz.

Dieses Zusammenspiel aus roher Kraft und raffinierter Schönheit verleiht dem Miura eine unvergleichliche, magnetische Präsenz. Technologisch war der Miura ein Wunder seiner Zeit. Er verfügte über eine leichte Aluminiumkarosserie, Einzelradaufhängung an allen vier Rädern und Scheibenbremsen an allen vier Rädern, die neue Maßstäbe in puncto Leistung und Handling setzten. Seine markanteste Innovation war jedoch die Motoranordnung. Inspiriert vom kompakten Design des Austin Mini hatte der Miura einen quer eingebauten V12-Mittelmotor – eine kühne Abkehr von den traditionellen Frontmotoren der damaligen Zeit. Dieser bahnbrechende Ansatz ermöglichte ein stromlinienförmigeres und agileres Fahrgestell.

Der Motor selbst, ein beeindruckender Vollaluminium-V-12 mit vier Nockenwellen und 3,9 Liter Hubraum, der von sechs Weber-Vergasern gespeist wurde, lieferte aufregende 350 PS. Im Zuge der Weiterentwicklung des Produktionsprozesses von Lamborghini wurden die ersten rund 120 Miura-Chassis aus dünnerem 0,9-Millimeter-Stahl gefertigt, im Gegensatz zum 1-Millimeter-Stahl, der bei späteren Modellen verwendet wurde. Diese frühen Miuras, bekannt als „dünne Chassis“-Modelle, werden wegen ihres klaren Designs und ihrer leichteren Konstruktion hoch geschätzt.

Zum ersten Mal nach über vier Jahrzehnten wird Chassis 3195 zum Verkauf angeboten. Es ist der 53. gebaute Lamborghini Miura und ein begehrtes Modell mit „dünnem Chassis“. Laut den Werksunterlagen von Lamborghini verließ Chassis 3195 Sant'Agata Bolognese in der auffälligen Lackierung „Giallo Muira“ mit Bleu Fintapelle-Verzierung. Da der Wagen über Roberto Carpanellis Vertrieb in Rom verkauft wurde, ist wenig über sein Leben nach dem Erstverkauf bekannt. Die Geschichte des Wagens beginnt im Mai 1979 wieder, als er in die Obhut eines Herrn aus dem Viertel Baldwin Hills in Los Angeles, Kalifornien, gegeben wurde. Im Mai 1980 trat bei Chassis 3195 ein nicht näher bezeichnetes Problem auf, das ihn betriebsuntüchtig machte. Im Juni 1980 wurde er von Porche Foreign Auto Wrecking erworben, wo er die letzten 44 Jahre aufbewahrt wurde.

Das aus seinem vier Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf erwachte Chassis 3195 bietet dem anspruchsvollen Sammler nun eine seltene und aufregende Aussicht. Da das Auto weder mit einem Motor noch mit einem Getriebe ausgestattet ist, hat sein nächster Besitzer die Möglichkeit, das Auto in seiner P400-Konfiguration wiederherzustellen, wie es ausgeliefert wurde. Alternativ besteht die Möglichkeit, einen Antriebsstrang einzubauen, der nach einer der späteren, weiterentwickelten Spezifikationen des Miura gebaut wurde. In ähnlicher Weise würde eine Rückkehr zu der werkseitig spezifizierten Farbe Giallo mit Bleu Fintapelle-Verzierung eine wunderbare Lackierung im Stil der Swinging Sixties ergeben. Der gegenwärtige Zustand des Autos macht es zu einer praktisch leeren Leinwand für jede Reihe spektakulärer Farbwahlen. Obwohl dies sicherlich einen mutigen Sammler erfordert, der zu einer umfassenden Restaurierung bereit ist, bietet Chassis 3195 eine seltene und lohnende Gelegenheit, einen maßgeschneiderten Miura mit dünnem Chassis aufzubauen, den man an den individuellen Geschmack anpassen kann – als hätte man ihn 1967 neu bestellt.

Ab Ende Oktober 2024 werden in einer Reihe von Live- und Online-Auktionen die ersten Highlights von „The Junkyard: The Rudi Klein Collection“ versteigert. Darunter auch der Lamborghini Miura P400 von Bertone

Quelle: RM Sotheby's