Es ist Juni 1981, als Weissach grünes Licht für die Konstruktion eines zweisitzigen Rennsportwagens nach den Regeln der Gruppe C erhält. Im August arbeitet Norbert Singer mit dem ersten 1:5-Modell im Windkanal. Am 27. März 1982 fährt Jürgen Barth den Wagen mit Chassisnummer 001 erstmals auf der Strecke in Weissach. Das Gruppe C-Reglement beschränkte den Treibstoffverbrauch, zugleich war Abtrieb ein entscheidendes Thema, womit die Aerodynamik mehr denn je die Konzeption mitbestimmte. Zukunftsweisende elektronische Einspritz-/Zündungssysteme ermöglichten dem 2,6-Liter-Turbo Leistungen um 640 PS bei Verbrauchswerten um 50 Liter pro 100 Kilometer. Der 956 entwickelte dank speziell geformter Luftführungen einen Unterdruck am Wagenboden, den „aerodynamischen Bodeneffekt“. Obwohl seitliche Abdichtungen zur Fahrbahnoberfläche, die in der Formel 1 Gebrauch fanden, in der Gruppe C verboten waren, erreichte der neue Porsche bislang bei Sportwagen für unmöglich gehaltene Kurvengeschwindigkeiten. Als Top-Geschwindigkeit auf der Mulsanne-Geraden peilte Porsche 350 km/h an.
Das Reglement schrieb das Verhältnis von Gesamtlänge zu Radstand vor, um exzessive Langheck-Konstruktionen zu vermeiden. Porsche wählte deshalb für den 956 einen Radstand von 265 cm (917: 230 cm) – den längsten Radstand aller bislang da gewesenen Renn-Porsche. Der 956 verfügte über ein Monocoque-Chassis aus Dur-Aluminiumblechen. Es war das erste Mal, dass bei Porsche diese Bauweise Verwendung fand. Sämtliche Fahrwerksteile - von denen nur die unteren Querlenker im Luftstrom lagen – waren den hohen Belastungen durch den starken Abtrieb angepasst. Das vollsynchronisierte Fünfgang-Getriebe war vollkommen neu. In puncto Motor setzte Porsche zunächst auf Bewährtes. Der 2,65-Liter-6-Zylinder-Boxer mit Doppelturbo-Aufladung trieb bereits den 936 im Vorjahr zum Sieg in Le Mans. Bei rund 635 PS (8.000 1/min) und einem reglementbedingten Fahrzeug-Gewicht von ca. 800 Kilogramm ergab sich ein Leistungsgewicht von 1,35 Kilogramm pro PS. Bei Porsche entstanden bis 1984 insgesamt 28 Fahrzeuge vom Typ 956.
Das zu sehende Fahrzeug - Teil des Nationalen Automuseums - The Loh Collection - gehört zu den erfolgreichsten Porsche 956 überhaupt. Stefan Bellof gewann damit im Jahr 1984 die Langstreckenweltmeisterschaft und sicherte sich zugleich die Fahrerweltmeisterschaft. Mit diesem Erfolg war er der erste deutsche Automobilweltmeister der Motorsportgeschichte.
Technische Daten
Baujahr: 1983 / Motor: 6-Zylinder - Bi-Turbo / Hubraum: 2.649 ccm / Leistung: 640 PS / Höchstgeschwindigkeit: 355 km/h
Bericht: Porsche AG / Rainer Selzer
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Nationales Automuseum - The Loh Collection