Andreas Vielgut und Achim Thomas holten sich das Double

1. Andi, wie ist das Gefühl nach dem diesjährigen Doppelerfolg? Ich tippe auf „I feel good“ in Hochpotenz. Liege ich mit meiner Vermutung richtig?

Damit liegst du nicht ganz falsch, Rainer. Ich freue mich riesig und bin sehr stolz auf unseren Doppel-erfolg in diesem Jahr. Endlich hat es geklappt - extrem knapp zwar - im Endergebnis beim Kampf der Zwerge aber letztendlich durchgesetzt. Ohne die Teamleistung wäre das gar nicht möglich gewesen. Die Konkurrenz ist extrem schnell und stark in allen Rennklassen beim KDZ unterwegs. Dies lässt den Sieg für mich um so süßer schmecken! Mit einem kleinen Flitzer, den man weder von der Stange kaufen noch im Katalog zusammenstellen kann, sondern aus der Werkstatt des Mannes stammt, der für TNT steht. Achim Thomas - the Brain - der Macher für dieses Fahrzeug. Für mich, der Colin Chapman!  Nach meinem kleinen Ausrutscher in Dijon haben wir alles für uns Mögliche getan, um den "Kleinen" wieder auf die Rennstrecke zu bekommen. Nur wer fährt, kann punkten und der hohe Einsatz hat sich ausgezahlt. Wir konnten uns sowohl die Sprintwertung der NSU TT Trophy sichern als auch den Gesamtsieg beim Kampf der Zwerge einfahren. Ja, "I feel good".

2. Was sagst Du zu Eurem Double und was waren die ausschlaggebenden Faktoren, dass die Saison so gut für Euch gelaufen ist, Achim?

Es hat mich sehr gefreut, dass es endlich gelungen ist, trotz einiger Probleme die Serie erfolgreich zu gewinnen. Einen großen Anteil an diesem Doppelsieg hat natürlich Andi. Aber ohne die vor dieser Saison gefundene Mehrleistung wäre das wahrscheinlich nicht gelungen. Durch eingehende Versuche auf der neu gekauften "Flow Bench", konnten wir den maximalen Drehmoment, welcher vorher bei 6600 U/min. lag, auf 7300 U/min anheben. Ebenso fiel der Drehmoment oberhalb der 7300 U/min nicht so stark ab wie früher. So konnte Andi bis 8500 U/ min drehen, ohne daß die Leistung sonderlich abfiel. Dadurch war es für ihn eher möglich, auch auf den Geraden gegen die Mini`s mitzuhalten. Für die Saison 2022 werden wir die Leistung hoffentlich noch etwas steigern können, wobei der Zuwachs bestimmt nicht mehr sonderlich groß sein wird. Technische Probleme hatten wir durch Getriebschäden bei der Bosch Hockenheim Historic - Das Jim Clark Revival. Trotz Ölverlust hat es im ersten Lauf aber gerade noch zum Sieg gerreicht. Nach dem Getriebewechsel für den zweiten Lauf, gab dieses dann leider kurz vor Schluß komplett auf. Ansonsten lief der Motor die ganze Saison ohne Probleme - wir mussten lediglich in "Anneau du Rhin" 1/4 Liter Motoröl nachfüllen. 

In Zandvoort bekam Andi im ersten Lauf eine 60 Sekunden Strafe wegen "Überholens unter gelber Flagge", was jedoch durch einen Fehler der Rennleitung zu Stande kam. Diese sah Andi als abgewunken an, obwohl die Zielflagge nicht rechtzeitig vor ihm gesenkt wurde. Da für ihn das Rennen noch nicht zu Ende war, überholte er in der angeblichen Auslaufrunde noch drei Teilnehmer. Dies wurde als "Überholen unter gelber Flagge" gewertet. Aus dem eigentlichen Sieg wurde Platz 10 und dadurch eine schlechte Startposition für Rennen 2. Im Gegenzug hatte Andi beim Saisonfinale am Nürburgring aber Glück, dass er den ersten Lauf gewinnen konnte. Kurz vor einer Safety-Car Phase überholte er noch zwei Minis, was meiner Meinung nach aber bereits in einem"Gelb-Abschnitt" passierte. Andi konnte aber den Streckenposten nicht sehen, da die beiden Minis ihm die Sicht verdeckten. Dieses Vergehen wurde ihm zum Glück nicht angerechnet. Nur so war der Gesamtsieg nach der Safety-Car Phase möglich. So hat man in einem Rennen mal Pech, bei einem weiteren Rennen aber auch wieder Glück und freut sich, wenn es in der Endabrechnung dann für den Sieg reicht. Wir sind beide gespannt auf die nächste Saison und werden wieder alles geben, um in spannenden Rennen vorne dabei zu sein.

3. Achim, bei der Bosch Hockenheim Historic – das Jim Clark Revival 2021 war Andi mit einer grundierten linken Seitenwand unterwegs. Was ist im Vorfeld passiert? 

In Dijon fuhr Andi die schnellste Trainingszeit, obwohl er dort das erste Mal am Start war. Leider war er in der Auslaufrunde, als es anfing zu regnen, etwas zu schnell für diese Verhältnisse unterwegs und drehte sich in die Strecken-begrenzung. Dies war sein erster verschuldeter Ausruschter mit doch größerem Schaden. Für Hockenheim haben wir es nicht geschafft, die linke hintere Seitenwand rechtzeitig zu lackieren. Der vordere Kotflügel, das Heckblech und auch die defekte Lenkung wurden rechtzeitig für "Das Jim Clark Revival" instandgesetzt. Somit musste Andi in Hockenheim zwar mit einer ausgebeulten, aber nur grundierten Seitenwand antreten.

4. Andi, was war das emotionalste Rennen in diesem Jahr für Dich?

Da können wir gleich bei der Bosch Hockenheim Historic bleiben. Das erste Rennen war von intensiven Zweikämpfen geprägt. Bei der letzten Einfahrt in die Opelkurve war da plötzlich eine Ölspur, die noch nicht erkannt worden war. Der führende Mini vor mir fährt geradeaus - ich kann gerade noch ein wenig Einlenken und komme mit einem geilen Drift bis an den Curb - wo der Mini von außen mit Grip schon wieder angestürmt kommt. Es gab nur einen kleinen Kuss an der noch nicht lackierten Seitenwand. Einen größeren Blechschaden konnten wir - Gott sei Dank - vermeiden Ich konnte die innere Linie halten und letztendlich mit einer Autolänge gewinnen. 

Das sind Emotionen pur - mehr geht nicht - Racing am Limit - aber fair. Für das zweite Rennen am Sonntag - auf Grund der Wetterbedingungen waren Regenreifen angesagt - war somit eine gute Ausgangsbasis geschaffen. Ich konnte mich beim Start durchsetzen und bis in die vorletzte Runde meine Führung gut kontrollieren bis auf der Parabolika das Getriebe seinen Dienst quittierte und alles rauswollte was so schön zusammengesteckt war. Das kleine Feuerchen im Heck war auf Grund der schnellen Helfer gleich gelöscht Danke an dieser Stelle nochmals an die Rettungsstaffel. „Shit Happens“ -  in diesem Moment eine Achterbahn der Gefühle für mich.

5. Andi, ich habe gehört, dass Du mit den neuen Regenreifen deutlich schneller unterwegs bist. Stimmt das?

Ja, Regenreifen sind ein ewiges Thema. Meistens fährt man diese nur im Hänger spazieren und missbraucht sie als Gewichte um das Zelt zu befestigen. Whisky wird angeblich besser mit dem Reifeprozess - Regenreifen auf jeden Fall nicht. Dieses Jahr haben wir entschieden, uns von unseren 12 Jahre alten - vielleicht sechsmal in Gebrauch genommenen Regenreifen - zu trennen und neues Material zu verbauen. Dies hat sich als eine sehr weise Entscheidung herausgestellt. Das Wetter hat uns diese Saison oft einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir waren so des Öfteren auf Regenreifen unterwegs.

Aber kein Problem, die Reifen haben uns nicht im Stich gelassen. Es ist kaum zu glauben, wie ein neuer guter Regenreifen funktioniert und seinen Dienst tut. Das hat mich extrem positiv überrascht und mir ein Grinsen ins Gesicht gezaubert - ein Traum. Ohne extremes Risiko mit dem Auto so schnelle Zeiten zu fahren - Wahnsinn. Vom Aspekt der Sicherheit betrachtet war unsere Investition absolut sinnvoll. Es minimiert das Risiko eines Ausrittes um ein Vielfaches. Das eigene Fahrzeug zu beschädigen und andere abzuräumen, weil man mit schlechten Regenreifen unterwegs ist, ist wesentlich teurer und ärgerlicher.