Die GT-Wagen (Grand-Tourisme) sind stets eine Domäne der Marke Porsche gewesen. Zuerst mit der Typenreihe 356, danach mit dem 911. Als der „Elfer“ über die Grenze von zwei Litern Hubraum hinauswuchs, bot sich der neue Mittelmotor-Typ 914 für die Klasse bis zwei Liter Hubraum an. Mit Werkseinsätzen (u. a. bei der Rallye Monte Carlo und beim Marathon de la Route auf dem Nürburgring) bewies der 914 mit seinem Zweiliter-Porschemotor seine Klasse.
Der im Frühjahr 1972 von der Firma Jägermeister erworbene Porsche 914/6 (Fahrgestellnummer 914 143 0178) wurde Anfang des Jahres 1971 von den Rennabteilung bei Max Moritz in Reutlingen gefertigt. Er wurde während der Saison 1971 als „schnellster 914/6“ bezeichnet. Mit dem Fahrerteam Quist/Krumm holte dieser Wagen zwei beachtliche Siege in der Zweiliter GT-Klasse bei den WM-Läufen 1000 Kilometer von Spa und 1000 Kilometer Nürburgring. Auch bei den 24 Stunden von Le Mans 1971 war dieser Wagen am Start, fiel aber – wiederum in seiner Klasse in Führung liegend – wegen eines Getriebeschadens aus.
1972 wurde der 914/6 von Eckhard Schimpf gefahren. Er bestritt zwölf Rennen, war u. a. Gesamtsieger beim KAC-Rennen auf der Südschleife des Nürburgrings (vor einem weiteren 914/6 von Edgar Dören) und fuhr beim GT-Rennen im Rahmen des Großen Preises von Deutschland (Rang 4 in der Klasse bis zwei Liter) eine schnellste Runde von 9:32,7 Minuten auf der Nordschleife. 1973 bestritt er 14 Rennen, gewann sieben Mal und wurde zweimal Zweiter beim Avus-Rennen in Berlin und beim Flugplatzrennen in Diepholz.
1974 wurde der 914/6 von Jägermeister bei Max Moritz für einen neuen Porsche Carrera RSR in Zahlung gegeben. Manfred Laub (Ravensburg) erwarb nun diesen 914/6 und bestritt damit 28 Rennen in den Jahren 1974 und 1975.
Der 914/6-Rennsportwagen wurde 1976 in die USA verkauft. Er tauchte 1977, 1978 und 1979 (meist unter der Startnummer 82) in der Imsa-Serie auf und zwar in der Klasse GTU bis 2,5 Liter. Der Fahrer war Rod Harrison.
Die internationale Karriere vom 914/6 mit der Nummer 914 143 0178 war dann allmählich zu Ende. Er wurde zum Straßensportwagen umgerüstet, ging dann durch mehrere Hände, bis schließlich Claus Müller in Palm Beach/Florida, ein Spezialist für historische Renn- und Sportwagen, die sportliche Vergangenheit des Schrotthaufens – mehr war es nicht – erkannte und so den Umschwung einleitete. 914 143 0178 wurde von der Unternehmerfamilie Mast-Jägermeister zurückerworben. Stimming-Karosseriebau restaurierte den Wagen in eineinhalbjähriger Arbeit. Nun steht der 914/6 wieder genauso da, wie er mit Startnummer 78 im Mai 1972 im Jägermeister-Look den Nürburgring umrundete. Es war der erste Rennwagen, den Jägermeister einst erwarb. Er markiert damit den Beginn eines drei Jahrzehnte währenden Engagements von Jägermeister-Racing.
Die Bilder stammen von der Veranstaltung Classic Days Schloss Dyck 2016.
Bericht: '72STAGPOWER - THE SPIRIT OF JÄGERMEISTER RACING / Bilder: RS65photos
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