Am 14.07.2020 war ich im Auftrag von collectorscarworld zu Besuch bei der Ruf Automobile GmbH in Pfaffenhausen.
Alois Ruf gewährte mir Zugang zu seinen heiligen Hallen und somit die Möglichkeit eine schöne Foto-Serie zum nachfolgenden Interview zu erstellen.
Die Faszination der RUF-Sportwagen lässt sich mit allen Sinnen erfahren. Die einzigartige Symphonie von hechelnden Turboladern und pfeifenden Überdruckventilen verschmelzen zu einem Heldentenor aus dem Auspuff, wenn der Gasfuß das Pedal nach unten tritt. Das Streben nach höchster Vollendung im Fahrgenuss eines Porsche 911 ist der Treiber für die faszinierende Familiengeschichte der berühmten Manufaktur in Pfaffenhausen, die jetzt schon über 80 Jahre besteht. Umso gespannter waren wir auf das Interview mit Alois Ruf, was er mit Kay Hafner in einer besonderen Herzlichkeit und Begeisterung geführt hat.
Bereits 1939 wurde RUF gegründet. Womit hat sich das Unternehmen beschäftigt, bevor Sie die Führung 1974 übernahmen ?
Meine Eltern hatten eine kleine Autowerkstatt und mein Vater musste leider zuerst in den Krieg einrücken. Nach dem Krieg improvisierten wir mit Holzvergaser-Autos und versuchten unseren Lebensunterhalt mit Reparaturen zu verdienen. In den 50er Jahren wollten die Leute raus und etwas unternehmen und so kam mein Vater auf die Idee einen eigenen Omnibus zu bauen. Also zwei grosse Eisenträger und darum herum konstruierte er die Technik. Ein Sonntagsausflug für 5 Mark war etwas Besonderes für die Menschen, die sich danach sehnten andere Orte und Landschaften kennenzulernen. Als kleiner Junge half ich mit in der Werkstatt, habe Schrauben angehalten ( da wo grosse Hände nicht so gut hinkamen) und natürlich viel gelernt über Automobiltechnik. 1963 waren wir mit dem Ausflugsbus unterwegs als uns ein 356 Porsche Karmann Hardtop überholen wollte. Aus irgendeinem Grund ging das schief und der Porsche verunglückte. Der Fahrer blieb Gott Sei Dank unverletzt. Wir haben den Porsche in unsere Werkstatt geschleppt, gekauft und wieder hergerichtet. Porsche waren damals noch sehr selten.
An einem Novembertag waren mein Vater und ich auf der Leopoldstraße in München unterwegs, als ein junger Mann uns bat, das Fenster zu öffnen, da er mit uns sprechen wollte, um sein Kaufinteresse kundzutun. Wir haben uns daraufhin schnell geeinigt und das Fahrzeug gegen Bargeld verkauft. Mein Vater und ich kamen zu dem Entschluss: Porscheleute ticken anders als normal. Durch dieses Ereignis ist meine Begeisterung gestiegen und wir haben uns in diesem Metier weiterentwickelt.
1964 waren wir gerade mal wieder unterwegs in unserer schönen Landschaft als uns der Porsche - Prototyp „901“ auf der Autobahn überholte. Dieses einzigartige Geräusch hat sich mir so nachhaltig eingeprägt, dass ich die Faszination für 911 nie wieder loswurde. Dann kam 1966 der 912 und 911 und wir haben uns immer mehr auf Porsche konzentriert. 1982 wurden wir sogar als eigener Fahrzeughersteller zugelassen, was bis heute in Deutschland eine absolute Seltenheit ist.
Der R56.11 war eine exklusive Fahrmaschine auf Basis des 356 C. Haben Sie das Auto heute noch ? Was ist das Besondere daran ?
Ja, das Auto habe ich heute noch in unserer Sammlung. Auf der Basis des 356 C haben wir 911-Technik für die Fahrwerksteile und die Radaufhängung eingebaut – also McPhersons und Einzelradaufhängung. Der Motor ist mit zwei obenliegende Nockenwellen, ein verkleinerter 6-Zylinder 911 Motor, der nun zu einem 4-Zylinder wurde. Zur Kraftübertragung dient das 5-Gang-Getriebe. Das Auto ist in meiner Lieblingsfarbe irischgrün lackiert und hat 175 PS mit einem riesen Drehmoment. Das Auto ist eine pure Spaßmaschine und ist etwas, was es so im Porschekatalog nie gegeben hat.
Ein anderes Meisterstück ist der „Turbo Florio“ – eine seltene Kombination – was hat es damit auf sich ?
Der Turbo-Florio wurde auf dem Genfer Autosalon 2015 vorgestellt. Der Name des Autos stammt von der Targa Florio, einem sizilianischen Straßenrennen, nachdem auch die Targas von Porsche benannt wurden. Mit 645 PS besitzt der Turbo Florio mindestens 215 PS mehr als der serienmässige Targa – insofern eine Verbindung von maximaler Leistung und offenem Auto. Zwei Turbolader des 3.8 Liter-Sechszylinders sind für diese gewaltige Leistungssteigerung verantwortlich
Welches ist Ihr Lieblings-RUF ?
Natürlich gehört der Yellow Bird , also der RUF schlechthin, mit einer gewaltigen Leistung , dazu. Die Produktion des Gruppe C Turbo RUF (CTR) begann 1987 auf der Basis des Porsche 911 Carrera 3.2 und 29 Rohkarossen wurden von Porsche dafür erworben. Das Auto wurde mit 342 km/h 1988 auf der Pista di Nardi gemessen. Außerdem auch der CTR Anniversary , von dem es ja nur 50 Stück gibt und der zum 30. Geburtstag des legendären CTR 2017 neu aufgelegt wurde. 710 PS waren wirklich eine gute Ausbeute für den 1250 kg leichten Hecktriebler.
Wieviele echte RUF-Fahrzeuge wurden bisher insgesamt gebaut ?
Etwa 500 Fahrgestell-Nummern haben wir bisher vergeben. So zwischen 10-15 Fahrzeugen kommen pro Jahr dazu.
Was war das verrückteste Auto, was Sie je umgesetzt haben ?
2008 wollten wir einen Elektro 911 mit 800 Volt bauen. Wir sind ja nicht nur Kleinserienhersteller , sondern betreiben auch Wasserkraftwerke. Somit lag die Idee nahe, Fahrzeuge zu bauen, die mit der aus Wasserkraft erzeugten Elektrizität angetrieben werden. In der Praxis liessen sich mit den Batteriepaketen Reichweiten von ca. 300 km erzielen. Da waren wir natürlich der Zeit weit voraus, als wir ihn der Presse vorstellen. „Emotion ohne Emission“ war damals die Vision.
Wie sieht die Zukunft von RUF aus ? Welche spannenden Projekte wird es geben ?
Wir arbeiten an eigenen Karbonfaser- Monocoques zusammen mit unserem langjährigen Designer Freeman Thomas in den USA. Ausserdem am modularen Aufbau von Automobilen und natürlich bleibt der 911 unsere Ikone für die Zukunft.
Was macht Alois Ruf am liebsten, wenn er sich nicht mit Autos beschäftigt ?
Mein Beruf ist mein Hobby. Jazz höre ich gerne und auch klassische Autos sind meine Leidenschaft. Ich verbringe gerne Zeit mit der Familie und mache alles, wo man Leidenschaft erleben kann. Ich glaube auch das es in der digitalen Welt immer Liebhaber für das „Analoge“ geben wird. Die Schweizer Uhren-Mechanik wird es auch immer geben und Mainstream ist Gott Sei Dank für uns und viele andere Menschen nicht so interessant.
Vielen Dank für das angenehme Gespräch, Herr Ruf. Ihnen und Ihrer Familie weiterhin alles Gute und natürlich Gesundheit in diesen Corona - Zeiten.
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